Wiederholungen, Repetitionen und Redundanzen

Ich liebe die Liebe, die Liebe liebt mich, 
doch die, die ich liebe, die liebt mich nicht. 
Doch liebt sie die Liebe, so liebt sie auch mich, 
denn ich bin die Liebe und ich liebe Dich!


Wortwiederholungen sind Stilmittel.
Wortwiederholungen, die willkürlich im Text auftauchen, sind keine Stilmittel, sondern unnötig und störend.
Leon stellte sich an die Bar und bestellte ein Bier. Der Barkeeper nickte, bevor er Bier in ein Bierglas goss und das Bier zu Leon rüberschob. Genüsslich nippte dieser am Glas und erfreute sich am kühlen Bier.
Bier, Bar, … wenn der Gute nicht auch noch Berry heißt, ist es fast wieder lustig. Lustig schlecht, nicht lustig gut. „Berry befand sich an der Bar und bestellte Bier“ [An dieser Stelle entschuldige ich mich bei den Buchstaben-Farben-Synästheten, die B nicht als #a64d79 wahrnehmen.] klingt wie ein lausiger Zungenbrecher und lässt zudem auf einen beschränkten Wortschatz oder ein schlechtes Handwerk des Autors schließen.
Schreibprogramme haben die nette Funktion mit dem Rechtsklick. Tut man dies, erscheint eine Liste mit Synonymen, an denen wir uns bedienen können! Wir ersetzen einfach alles, was uns missfällt, und erhalten:

Leon lehnte sich neben die Gaststätte und beorderte einen Schoppen. Der Mixer schlief, bevor er Seidel in einen Krug leerte und das Maß zu Leon warf. Sinnenfreudig kostete dieser am Behälter und beschwingte sich am asozialen Kelch.

Gib es zu! Deine Mundwinkel haben verräterisch gezuckt. Doch leider schreibe ich keine Komödie, sondern einen Krimi, Leon ist Privatdetektiv und sammelt Material in einer heruntergekommenen Bar.

Bei Synonymen bevorzuge ich den Duden. Zu jedem Eintrag schlägt er uns eine Reihe Alternativen vor. So können wir anstatt Bier auch (umgangssprachlich) kühles Blondes; (familiär) Bierchen; (scherzhaft) flüssiges Brot, Gerstensaft; (umgangssprachlich scherzhaft) Hopfenkaltschale; (süddeutsch) Bräu; (Studentensprache veraltet) Zerevis trinken. Anstatt aus einem Glas zu süffeln, benutzen wir Kristall, Becher, Kognakschwenker, Römer, Trinkgefäß. Und die Bar wird zu einem Schanktisch!
Leon stellte sich an den Schanktisch und bestellte einen Gerstensaft. Der Barkeeper nickte, bevor er das Bräu in ein Kristall für flüssiges Brot goss und die Hopfenkaltschale zu Leon rüberschob. Genüsslich nippte dieser am Trinkgefäß und erfreute sich am kühlen Blonden.

Es klingt schon besser als die Version mit dem asozialen Kelch. Dennoch würde ich den Ausgangstext statt des pathetischen Gesülze vom Kristall und flüssigem Brot bevorzugen. Wie Jules Renard gesagt hat: “Es gibt keine Synonyme. Es gibt nur treffende Worte, und der gute Schriftsteller kennt sie.“
Nun überlege ich bei jeder Wiederholung, welches Synonym an dieser Stelle adäquat ist, oder ob und wie ich das überflüssige Wort streiche und den Sachverhalt zusammenfasse.

→ Vermeide Wortwiederholungen, ebenso unsinnige Synonyme. Wähle eine prägnante Bezeichnung!

Leon stellte sich an die Bar und bestellte einen Hefeweizen/Guinness [durch die Benennung des Getränks können wir einschätzen, was für ein Typ Leon ist. Er hat sich für einen Weizen entschieden, nicht für einen Prosecco!]. Der Barkeeper nickte, bevor er das Bier einschenkte und das Glas zu Leon rüberschob. Genüsslich nippte dieser an seinem kühlen Getränk. 
Offensichtliche Tatsachen sind unnötig. Wenn Leon bereits genüsslich trinkt, braucht er sich nicht noch zu erfreuen. Nur wenn der Barkeeper Pappbecher benutzt oder gar aus Schädeldecken trinken lässt, solltest du es erwähnen.

→ Nicht Erwähnenswertes streichen!

Achte darauf, dass häufige Wörter wie deine Lieblingsverben oder Personalpronomen nicht zu geballt auftauchen. Die Wörter wie im ersten Beispiel farbig zu markieren und für die Übersicht die Schriftgröße auf 50 % – 75 % zu stellen, bewirkt Wunder.
Wenn du sehr spezielle Ausdrücke benutzt, solltest du darauf achten, dass sie einmalig und bleiben. Faucht deine Protagonistin wie ein Ozelot mit grippalem Infekt, ist diese Metapher nur einmal lustig. Sie bei jedem Streitgespräch mit dieser Raubkatze zu vergleichen, ist redundant und langweilig.

→ Einprägsame Ausdrücke nicht mehrmals verwenden!

Alles verstanden? Na dann, Prost!